Das Elsass - Der Kurzurlauber verbindet die grenznahe Provinz Frankreichs in erster Linie mit staubtrockenen Weißweinen, würzigem Münsterkäse, deftigem Sauerkraut und ausgefeilten Top-Menüs. Kaum bekannt sind die vielen Möglichkeiten in der flachen Ebene zwischen Rhein und Vogesen-Gebirge, auf Skates durch einen abwechslungsreichen Landstrich zu rollen.
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Skater-Trips mit unverbautem Wasserblick Idealer Startpunkt für eine Skating-Tour durch eine natur-belassene Umgebung ist die Schleusenanlage am Rande des Dorfes Niffer. Das großzügig angelegte Areal um die drei Hebebecken am Eingang des Kanals bietet bequeme Stellmöglichkeiten für die eigene Karosse. Die beiden Parkplätze an der großen und kleinen Schleuse entwickeln sich besonders an den Wochenenden zum Treffpunkt für die Inline-Freunde. Drei Länder ein Hobby Dagmar und Nathalie sind mindestens einmal pro Woche auf der Piste. Zwei bis drei Stunden Laufzeit gönnen sie sich mit Hund Maneau, der am Kanal fernab von jedem Verkehr gefahrlos mittraben kann. Bruno Grasser, rüstiger Endsechziger, kommt beinahe täglich hier her. Einst passionierter Eishockeyspieler, hat er nach einer Operation die neue Sportart als moderaten Ersatz für seine früheren Aktivitäten entdeckt. Doch halt! Wer das erste Mal an den Kanal kommt, sollte sich ein wenig Zeit nehmen für die Besichtigung der Schleusenanlagen. 13 Kilometer Asphalt unter die Rollen genommen Jetzt kann's los gehen. Mit Schwung den drei Meter breiten Asphalt unter die Rollen genommen, wird das Inline-Vergnügen niemand mehr aufhalten. Rechts Wasser, linker Hand der schattenspendende Harth-Wald, schlängelt sich die Bahn in seichten Windungen parallel zum Ufer in Richtung Nordwesten. Über den Kanal hinweg, durch Felder und Baumreihen aufgelockert, bleibt der Sichtkontakt zu den nahen Schwarzwaldbergen erhalten. Ebenfalls auf der anderen Uferseite zählen weiße Tafeln die gefahrene Strecke mit. Sollten die Schuhe mal drücken oder der erste Hunger kündigt sich an - in regelmäßigen Abständen tauchen Bänke und Picknick-Tische auf. Nach rund sieben Kilometern ändert der Kanal seine Richtung nach Westen. Am Horizont werden im fernen Dunst die Vogesenberge sichtbar. Jetzt führt der Wasserweg von Wäldern umsäumt geradewegs auf Mulhouse, die Hauptstadt des Departements Haut Rhin, zu. Autobahn- und Eisenbahnbrücken kündigen das industrielle Ballungszentrum an. Der Kai der Autofabrik Peugeot gleitet gegenüber vorbei. Und "exactement" am Kilometerschild "13" endet mit dem ersten Haus die Reise durch das endlos scheinende Grün. Die Häuser der Vororte von Mulhouse sind erreicht. Da hilft nur abschnallen oder umkehren. Zurück auf geheimnisvollen Wegen Links herum nach drei Kilometern Landstraße in Richtung Petit-Landau kommt der Kanal wieder in Sicht. Es empfiehlt sich, auf der linken Seite des verkehrsberuhigten Fahrweges zu bleiben. Trotz vorgeschriebener 30 Stundenkilometer hält sich kein Mensch daran. Und Autos, die von vorn kommen sind leich-ter einzuschätzen. Wer geradeaus die Kanalbrücke überquert, kann am Ende der Brückenrampe den separaten Fahrradweg auf der linken Seite benutzen. Nur fünf Rollminuten weiter liegt Petit-Landau. Stützpunkt für Großstadtmüde Der Ort lädt zum Pause machen ein. Als Stützpunkt für Großstadtmüde bieten Madame Kaemmerlen oder Madame Esslinger Apartments in ihrem elsass-typischen Fachwerkhaus für vier bis sechs Personen zu Wochenpreisen zwischen 300 und 500 Mark. Zum Ausgangspunkt Niffer zurück, schlängelt sich durch Maisfelder ein zwei Kilometer langer asphaltierter Wirtschaftsweg. Er beginnt etwas versteckt am Ende der Rue de l‘école, südwestlich der Dorfkirche. In Niffer angekommen, zeigt das Hinweisschild "Ecluse" den Weg zu den Schleusen. Rund 30 Kilometer beträgt der Rundkurs auf der beschriebenen Strecke. Die Teilabschnitte sind zu Kurz- und Langtrips beliebig variierbar und bieten immer wieder neue Kombinationsmöglichkeiten. Auch ein Abstecher von Petit-Landau zum Chateau de Hombourg wäre denkbar. Und wie wär‘s mit einem Besuch beim Club der Roller Skating Dancer in Thann? Nicht zu Rundkursen kombinierbar, aber deshalb nicht weniger ein "Leckerbissen" unter den Skate-Parcouren, ist die Kanal-Strecke nach Dannemarie - die Fortsetzung des Kanal von Huningue auf der anderen Seite von Mulhouse. Sie fängt am süd-westlichen Stadtrand an und führt bis an die Hügellandschaft des Sundgaus. Gleich hinter dem Bahnhof von Brunstatt jenseits des Gleisübergangs beginnt diese einmalig schöne, rund 20 Kilometer lange Piste (je Richtung). Damit gibt es also auch einen idealen Startpunkt für Zugtouristen. Kanalparadies für Inline-Romantiker Spätestens nach den ersten zwei Kilometern wird klar, dass die Ökologiebefürworter in Paris vor fünf Jahren gut daran getan haben, das Wassersträßchen nicht zu einer Schiffsautobahn Richtung Mittelmeer auszubauen. Der Kanal passt sich in die weiche Landschaft ein, als wäre er schon immer da gewesen. Durch Biegungen und Schleifen folgt er weitgehend dem Bodenprofil. Kleine Schleusenwerke heben den Wasserspiegel stetig auf das kontinuierlich ansteigende Landschaftsniveau. Unvermutet taucht eine Zugbrücke holländischer Bauart auf. Hin und wieder surrend hochgezogen, gibt sie den Weg frei für Urlaubskapitäne auf ihren Sportbooten und Yachten. Angler versuchen ihr Glück an den fischreichen Gewässern. Das Chateau bei Flaxlanden zieht vorüber. Kleine Orte schmiegen sich mit ihren Ausläufern an das grünbewachsene Kanalufer. Überdimensioniert wirkende Dorfkirchen erheben sich über geduckte Ziegeldächer. Zillisheim, Illfurth, Heidwiller, Eglingen, Hagenbach, Dannemarie - alles über zwei Jahrhunderte mit dem Kanal gewachsene Örtchen, bieten sie preisgünstige Möglichkeiten zum Essen und Übernachten an der beschaulichen Inliner-Strecke. Illfurth beispielsweise ist Anliegergemeinde der Route de Carpe Frite. Pannierte und fritierte Karpfen bis zum Abwinken stehen auf den Speisekarten. Für einen Festpreis darf der Gast so viel davon essen, wie er will. Nein besser, wie er kann, denn die im schwimmenden Fett ausgebackenen Fischstücke machen schneller satt, als der mitgebrachte Hunger erwarten lässt. Gut gestärkt ist die nächste Etappe ein Kinderspiel. Heimspiel für verbrauchte Energien Am Ende der Roll-Tour liegt der Freizeithafen von Dannemarie. Hier dümpeln zu Wohnschiffen ausgebaute Penichen (kleine Kanal-Kähne) im stehenden Wasser. Weiter ist der Pfad nicht asphaltiert. Radfahrer dagegen können den Kurs über die Scheitelhöhe der Burgundischen Pforte, der Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer, auf unbefestigten Wegen fortsetzen. Dieselbe Strecke in entgegengesetzter Richtung, ist bequemer zu meistern. An den Schleusstufen leicht abschüssig reicht der Schwung noch eine Weile über den planen Teil zum nächsten Kanalabsatz. Die Heimfahrt wird zum Heimspiel der verbrauchten Energien. Sozusagen eine rollende Erholung, wenn nur die Füße immer so lange mithalten würden. Für jeden Geschmack das Richtige Über weitere Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte von preiswert bis nobel und ausgesuchte Restaurants gibt die Touristen-Information in Mulhouse bereitwillig Auskunft. Sie vermittelt auch die Telefonnummern der anderen Info-Büros beispielsweise in St.Louis (Rheinnähe) oder Altkirch im Sundgau. Hilfreich ist ein eigener Faxanschluss. Dann werden die gewünschten Listen mit Unterkünften und Wissenswertem ohne großen Aufwand gleich auf den elektronischen Weg geschickt. Mit der detaillierten Landkarte Nr. 31 des "Institut Geographique National" (IGN) im Maßstab 1:100.000 lässt sich das ganze südliche Elsass erkunden und nach geeigneten Inliner-Strecken durchforsten. Quelle: http://www.skate-in-magazin.de |