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Im letzten Jahr bei der Speed-Skating-Weltmeisterschaft in Kolumbien gewann er fünf Weltmeistertitel und schraubte damit seinen Titelrekord auf nunmehr 41 Weltmeistertitel hoch. Gewonnen hat Chad seine Welttitel auf nahezu allen Distanzen. Nur die absoluten Sprintstrecken über 300 und 500 Meter sind nicht seine Disziplinen.
In Deutschland machte er durch seine Erfolge bei Inline-Marathons auf sich aufmerksam. Beim Berlin-Marathon 2000, dem Skater-Marathon mit der bislang weltweit grössten Teilnehmerzahl, verpasste Chad den Durchbruch der Ein-Stunden-Schallmauer und damit den Weltrekord für Rundstrecken nur deshalb, weil die ersten 3, 5 Kilometer vom Start bis zum Brandenburger Tor nass und glatt waren.
Chad ist ohne Zweifel die Nummer eins in der Welt des Speed-Skatings. Und die sportliche Nummer eins muß auch in der ersten Ausgabe des neuen Skate-in-Magazins erster Interview-Partner sein.
Unser Mitarbeiter Hanspeter Detmer traf Chad jüngst in Bonn. Bei Bad Duffy’s, dem Skater-Spezialladen von Wolly Medved und Claudio Luz, ließen sich Chad und Hanspeter auf dem VIP-Sofa nieder und gerieten ins Plaudern:
skate-IN-Magazin: Hey Chad, stimmt es, dass Du bereits mit Rollen unter den Fußsohlen geboren wurdest?
Chad Hedrick: Oh Mann, das fragen mich alle. Das ist so, als würde man einen mehrmaligen Schwimm-Olympiasieger fragen, ob er mit Schwimmhäuten zwischen Zehen und Fingern auf die Welt gekommen sei. Nein! Erst einmal mußte ich wie jedes andere Kind laufen lernen. Aber es ist richtig: Kaum, dass ich mich auf den Beinen halten konnte, hatte ich auch schon Rollen unter den Füßen. Mit zwei Jahren fing ich an und konnte bald besser rollen als gehen.
Jetzt ist mir auch klar, wie Du es auf 41 Weltmeistertitel bringen konntest. Wenn man so früh anfängt...
Chad Hedrick: Um Weltmeister zu werden, muß man nicht mit zwei Jahren anfangen zu trainieren. Aber was sollte ich anderes machen, als mich schon als Kleinstkind auf Rollen fortzubewegen? Mein Vater hat eine Rollschuhhalle. Sie sind sehr populär in den USA. Und weil man als Kind alles nachmacht, habe ich direkt mit dem Rollschuhlauf begonnen. Dazu gehörte nicht nur das Rollschnelllaufen. Besonders gerne habe ich Rollhockey gespielt.
Und wann muß man anfangen, um mit 24 Jahren die Nummer eins der Welt zu sein?
Chad Hedrick: Also, mit zehn Jahren sollte man schon anfangen. Und dann müßte man eine Rollschuhbahn oder besser noch eine Halle zur Verfügung haben. Ich weiß, das ist in Deutschland ein großes Problem. Richtige Rollschuhbahnen, auf denen Kinder und Jugendliche die Technik des Rollschnelllaufens erlernen können, sind rar. Und ich habe mir sagen lassen, dass Skater den meisten Hausmeistern von schönen großen Sporthallen wie Teufel vorkommen. Das ist gleichermaßen schade und dumm.
Hierzulande haben viele mit Speed Skaten erst im fortgeschrittenen Alter angefangen. Und jetzt versuchst Du, auf einer Promotion-Tour für Verducci, Deiner zum Teil recht alten Fangemeinde zu zeigen, wie der sagenumwobene Double-Push nun wirklich funktioniert. Hast Du nicht Angst, dass sich die Leute Knoten in die Beine machen?
Chad Hedrick: Für die meisten wird der Double Push ein ewiges Geheimnis bleiben.
Die Zahl fasziniert: 41 Weltmeistertitel. Welcher Trainingsaufwand ist damit verbunden?
Chad Hedrick: Ich skate monatlich so meine 800 Kilometer.
Und was ist mit gezieltem Muskeltraining im Powerraum?
Chad Hedrick: Kraftbolzen ist nicht meine Sache. Ich entwickle meine Geschwindigkeit aus der Technik heraus. Und die Technik entfalte ich dann bei durchschnittlich zwei großen Rennen im Monat. Das reicht. Sonst würde ich die Lust verlieren.
Als Du angefangen hast, bist Du zunächst auf Quads (Vierrollern mit zwei Achsen) gerollt. Wann hast Du dich für die Inliner entschieden?
Chad Hedrick: Seit sieben Jahren mache ich nur noch Speed Skating auf Inlinern.
Und was machst Du noch, außer Skaten und Golfspielen?
Chad Hedrick: Nichts. Das Skaten ist mein Business.
Davon kann man leben? Wer in Deutschland skatet, muss noch Geld mitbringen!
Chad Hedrick: Ja, mir reicht’s. Für meine Leidenschaft bekomme ich im Jahr so meine 100 000 US-Dollar. Die ergeben sich aus Siegprämien, aber vor allem aus Hono-rarzahlungen meiner Partner, wenn ich mit Verducci oder Hyper auf Promotiontour gehe.
Du hast jetzt 41-WM-Titel gewonnen. Gibt es eigentlich noch etwas, dass Dich besonders reizen würde wie etwa Olympische Spiele?
Chad Hedrick: Nein. Ich weiß, dass viele Skater davon träumen. Aber mir ist Olympia egal. Ich weiß damit nichts anzufangen. Bei uns ist das wie im Straßenradrennsport. Für die Radfahrer sind doch Ereignisse wie ein Tour-de-France-Sieg auch wichtiger als der Gewinn einer olympischen Medaille.
Wer Deine Bewegungsabläufe sieht, ist fasziniert. Diese Geschmeidigkeit, diese Eleganz. Und das bei durchschnittlich 40 Stundenkilometer während eines City-Marathons. Hast Du denn überhaupt keinen Respekt vor der brutalen Härte des Asphalts?
Chad Hedrick: Doch. Auch ich bin kein Außerirdischer. Zwei-, dreimal im Jahr komme ich auch auf den Boden der Tatsachen zurück. Und mancher Knochen bei mir brauchte seine Zeit, bis er wieder zusammengewachsen war.
Was hältst Du eigentlich von der Behauptung, Skater seien Einzelgänger?
Chad Hedrick: Mag sein, dass man als Einzelgänger das Speedskaten anfängt. Aber man muß ganz schön dumm sein, wenn man nicht schon bald erkennt, dass Speed Skaten eigentlich ein Teamsport ist, vergleichbar mit dem Straßenradrennfahren. Ohne ein gut funktionierendes Team bist du selbst als weltbester Skater verloren. Und ausserdem: Wer spielt nach einem Rennen mit mir noch ein wenig Basketball?
War nett, mit Dir zu plaudern. Und was machst Du jetzt?
Chad Hedrick: Noch mehr Leuten das Geheimnis des Double Pushs erklären. Und keiner versteht es...
Quelle: http://www.skate-in-magazin.de
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